Cześć, Warszawa! Konzertreise vom 30. Mai bis 2. Juni 2019
Geflügelte Worte zu Musik gibt es zuhauf: Sie verbindet, baut Brücken, ist Ausdruck der Seele… und wo Menschen singen, lass dich nieder. Mit diesen geflügelten Worten im Gepäck hat sich der Konzertchor Niederschönhausen dieses Jahr auf eine besondere Konzertreise begeben. Ziel: Warschau.
In aller Früh an Christi Himmelfahrt treffen sich rund 60 Sänger und Sängerinnen an der Friedenskirche, mal mit müden, mal mit wachen Augen, aber vor allem mit einer Fülle an Liedgut in den Koffern und Taschen. “Geschwisterpaare”- oder dem Reiseziel angepasst ‚Rodzeństwo‘ – lautet der Titel des Programms mit lettischen, polnischen, deutschen … Liedern. Lieder voll Poesie, bekannte und weniger bekannte. Eine intensive Probenzeit und zwei Auftritte in Berlin liegen bereits hinter dem Chor.
In zwei Bussen mit diversen Warschau-Reiseführern, guter Stimmung und einem Geburtstagsständchen auf einer Raststätte erreichen wir nach vielen Stunden, die wie im Flug vergehen Warschau. Abendbrot im Hotel und dann auf zur Probe in die “Kościół Świętej Trójcy”, der ältesten evangelischen Kirche der Stadt. Alle sind von diesem hellen, weiten Kuppelbau beeindruckt und der Klang in diesem Raum wird später noch sein Übriges tun. Beschwingt ziehen wir später in kleinen und größeren Gruppen durch den sommerlich warmen Abend.
Freitag. Jeder entdeckt Warschau auf seine Weise: die pitoreske Altstadt, die Aussicht vomKulturhaus, die unzähligen Parks, die Weichsel, das Museum zum Warschauer Ghetto, die Erinnerung an den Kniefall Willy Brandts. Am Nachmittag treffen wir uns zum musikalischen Flashmob in der Altstadt und ziehen weiter zur Generalprobe. Eine kurze Verschnaufpause in der warmen Sonne und dann erklingt die Musik, die Texte, Sprachen und Melodien aus vielen Ländern verbindet, die eine Brücke baut zwischen einem Berliner Chor und einer Gemeinde in Polen und die spätestens mit Teofil Klonowskis “Gaude Mater Polonia” die Seele und das Herz der Konzertbesucher berührt. Und der fast sphärische Klang des “Da pacem” von Arvo Pärt liegt noch lange wie ein fein gewebter Stoff in der Luft, als würde er die Töne über die lichte Kuppel hinaus gen Abendhimmel tragen.
Samstag: Stadtrundfahrt mit Besuch des Chopin-Denkmals – allein die schiere Größe beeindruckt – wir singen in seinem Schatten. Am Abend polnisches Buffet in einem Gasthaus und viele musikalische und humoristische Beiträge. Lang wird der Abend mit noch mehr gemeinsamen Singen bis man uns auf die Ruhezeiten im Hotel hinweist … Dort, wo Menschen singen, lass dich nieder. Dies sind die Sternstunden jeder Chorfahrt, wenn man zusammenfindet zum gemeinsamen Singen, nachdem man sich wieder ein Stück mehr und vielleicht von einer anderen Seite kennengelernt hat. Musik ist mehr, viel mehr als “nur” gemeinsam zu singen.
Wir danken der ‚Parafia Ewangelicko-Augsburska Świętej Trójcy w Warszawie‘ für ihren großzügigen Empfang und die Möglichkeit, in diesem außergewöhnlichen Gotteshaus singen zu dürfen. Die Musik war unser Geschenk.
Do widzenia, Warszawa!
(Bettina Dessaules, Juli 2019)